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750jähriges Kloster Egeln Marienstuhl steht zum Verkauf

Stadt Egeln, den 10.05.2008
 

Gegründet wurde es anno 1259.  Die Stifter des Zisterzienserinnenklosters Marienstuhl in Egeln waren Burgherr Otto von Hadmersleben und seine Gemahlin Jutta von Blankenburg. In den Jahren von 1696 bis 1734 gab es umfangreiche Umbauarbeiten. Dabei entstanden Wirtschaftsgebäude, Klausur, Probstei und schließlich die barocke Klosterkirche, die eine der schönsten Sachsen-Anhalts ist. Sie gehört heute der katholischen Kirche. Das Kloster steht mit seinen Gebäuden und der Gesamtfläche von 40000 Quadratmetern zum Verkauf.

Von Kristina Hengstmann

Egeln. Schon beim ersten Blick wird es klar: Diese Gemäuer atmen Geschichte pur. Da sticht zunächst die fast endlos wirkende Mauer aus alten Kalksteinen ins Auge, die das 40000 Quadratmeter große Gelände umschlingt. Auch mit dem zweiten und dritten Blick sind Zeugnisse der Geschichte zu entdecken, die Vergleichbares suchen. Fast ist es so, als ob in jedem Moment die Nonnen aus dem Haus kommen, in den großen Klostergarten gehen, um die dort angepflanzten Kräuter zu ernten. Genauso, wie es Jahrhunderte lang war.

So zeigt sich das Kloster Marienstuhl, dass mitten im Herzen der Kleinstadt Egeln liegt, dem fantasievollen Betrachter. Denn mit seinen historischen Gebäuden prägt diese geschichtsträchtige Anlage das Bild und die Historie der Stadt.

Einst gestiftet vom Egelner Burgherrn Otto von Hadmersleben und Jutta Gräfin von Blankenburg steht dieses Ensemble jetzt zum Verkauf. Das Kloster gehört heute der landwirtschaftlichen Pächtergemeinschaft Westeregeln, die seit Jahren nach denkmapflegerischen Gesichtpunkten die Gebäude instand hält und auch Dacheindeckungen  von 250000 Euro vornehmen ließ.

Bildungseinrichtung oder Seniorenheim

Doch das landwirtschaftliche Unternehmen kann den Gebäudekomplex nicht wirklich nutzen und stellt es deshalb zum Verkauf, so Gesellschafter Christian Meyer.

Vater Wilhelm F. Meyer, ebenfalls Gesellschafter,  hält das Gelände mit den großzügigigen  Gebäuden und dem Garten für die Einrichtung eines Bildungszentrum für überaus geeignet. Eine weitere Variante wäre die Einrichtung als Seniorenheim für Demenzkranke, so der Magdeburger Immobilienfachmann Marcel Stilke.

Den künftigen Klosterherren erwartet aber nicht nur ein weiträumiges Gelände mit einem 20000 Quadratmeter großen Garten, der noch völlig erhaltenen Schnapsbrennerei und dem dazu gehörenden Gewölbekeller, sowie dem Herrenhaus, der ehemaligen Probstei.

Ihn erwartet außerdem das Erbe einer wahrlich nicht alltäglichen Geschichte, so Stadtchronist Uwe Lachmuth, der gleichzeitig auch der Stadtführer von Egeln ist.

Bei seinen Führungen gehören neben der historischen Wasserburg der Stadt, die im letzten Jahr ihren 800 Geburtstag feiern konnte, auch die einmalige Klosterkirche und ein Blick in die wechselvolle Geschichte des Klosters Marienstuhl, das im kommenden Jahr 750 Jahre alt wird, zu den Angeboten.

Uwe Lachmuth: „Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Schwestern des Zisterzienserinnenklosters von den Schweden vertrieben. Danach war das Kloster völlig herunter gewirtschaftet und teilweise völlig zerstört.

Jerome wechselte in Egeln die Pferde

Erst unter Probst Christoph Jordan und Äbtissin Maria Zeiseler gab es einen Aufschwung mit der Errichtung der bis heute gut erhaltenen Gebäude, deren Bau 1696 begannen und mit der Fertigstellung der  Kirche im Jahre  1734 beendet wurden.

Geschichte geschrieben wurde im Kloster Marienstuhl ebenfalls in anderen Epochen. So gehörten  Kirche und Kloster zum Königreich Westfalen, das am 18. August 1807 von Napoleon Bonaparte gegründet wurde, nachdem seine Truppen die Schlacht bei Jena und Auerstädt 1806 gewonnen hatten.

Zum König über des westfälische Reich ernannte Napoleon seinen jüngsten Bruder Jerome Bonaparte, der damit auch Egeln regierte. Jerome, durch seine unkonventionelle Lebensweise  als „König Lustik"  bekannt, war selbst sogar einmal in Egeln, um die Pferde zu wechseln.

1810 verkaufte er dann das  Kloster an den Amtmann
Koelz, der es dann 1836 an  die Herzoglich Braunschweigische Stiftung, der heutigen Braunschweigstiftung, übereignete. Ihr gehörte das Kloster bis zur Enteignung im Jahre 1956. In Zeiten der DDR wurde es zum Volkseigenen Gut (VEG) Marienstuhl. In der Schnapsbrennerei wurde in dieser Zeit für die DDR bekannte Marke „Nordhäuser Doppelkorn" produziert. Nach der Wende ging das Kloster zurück an die Braunschweigstiftung.

Gemeinsam mit umfangreichen Ländereien das Kloster Marienstuhl ging es dann an die landwirtschaftliche Pächtergemeinschaft Westeregeln, die bis 1998 auch noch die Schnapsbrennerei betrieb.

Marcel Stilke:  „Es gab schon einige Interessenten mit überaus innovativen Ideen für die Nutzung das Kloster Marienstuhl. Aber das schlüssige Konzept war noch nicht dabei." Eigentlich erstaunlich bei dem vorhandenen Potiential.

Foto K. Hengstmann: Geschäftsführer Christian Meyer, Makler Marcel Stilke, Stadtführer Uwe Lachmuth, Mitgesellschafter Wilhelm F. Meyer

 

Anfragen bitte an Pächtergemeinschaft Börde Tel. 039268- 22 29

 

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